Mein Name ist Stefanie Evers
Seit Oktober 2002 wohne ich zusammen mit meiner Familie in Herold. Die alte Dorfschule wurde damals unser neues Zuhause und schon vor Einzug wusste ich, dass hier der passende Ort ist, an dem Menschen zusammen kommen können um zu lernen, sich selbst zu erfahren, um sich auszutauschen und sich zu verbinden. Eine Schule für Yoga, spirituelles Lehren, Lernen, Teilen und Weitergeben von Wissen. Meinen Platz als Yogalehrerin hatte ich hier gefunden – ahnungslos, was daraus noch alles entstehen würde. Heute sage ich, es ist ein Ort, an dem man sich selbst erfahren kann – an dem man sich erinnert an das eigene, verborgene Wissen, was in jedem von uns steckt. Eine “Rückverbindung” zum wahrhaftigen Menschsein, erfahrbar über geschulte Wahrnehmung und das intuitive Spüren und Fühlen mit jeder Körperzelle.
So wurde aus der “Alten Schule” in Herold, die “Yogaschule in Herold”.
Ich wollte einen Yogakurs besuchen, meine Erfahrung - und was ich noch sagen möchte…
Unbedingt wollte ich mal einen Yogakurs besuchen. Damals, gerade 18 Jahre alt und den Autoführerschein in der Tasche, bot die VHS in meiner Heimatgemeinde einen Yogakurs an. Nichtsahnend stiefelte ich mit meiner Isomatte in die Aula einer Gesamtschule.
Da ich mit großem Abstand zu den anderen Teilnehmerinnen die Jüngste war, geriet mir ein Grinsen über die Lippen, als ich das erste Mal Yogamatten aus Schaffell sah. Sie machen Yoga auf einem Teppich! Sie bringen Ihre Teppiche mit, auf denen Sie Yoga machen–auweia. Es folgten allerlei Bewegungsabläufe und Verrenkungen – Haltungen, in welche die geübten, älteren Frauen wesentlich besser hineinkamen als ich. Als in einer Unterrichtsstunde die Yogalehrerin dazu anleitete, tief in das eigene Becken zu atmen, übertraf dies mein bisheriges Vorstellungsvermögen. Wie soll ich denn in mein Becken atmen, wenn die Lunge doch nur im Brustkorb sitzt und in ihrer Ausdehnung begrenzt ist? Es war mir unbegreiflich, wie ich dieser Anleitung folgen sollte und trotzdem ist sie mir bis heute in Erinnerung geblieben – vor allem mein verständnisloses, erstauntes Gefühl dabei.
Einige Jahre später, meine Ausbildung zur Krankenschwester schon längst abgeschlossen und zurück in Deutschland nach einem längeren beruflichen Aufenthalt in Indien. Es folgten Schichtdienst, Schlafmangel, Stress, Anpassungsschwierigkeiten, persönliche Krisen etc. Meine damalige Stationsleitung empfahl mir: „Mach doch mal Yoga“. Ich landete bei einem sehr versierten, fachlich gut ausgebildeten Yogalehrer, der seine Yogastunden freundlich und empfindsam unterrichtete. Schnell fand ich Zugang zu den einzelnen Übungen und sein Unterricht war abwechslungsreich. Durch den wechselnden Schichtdienst gelang es mir nicht, regelmäßig an seinem Kurs teilzunehmen und so war eines Abends der Kurs leider voll ausgebucht und ich zu spät für eine feste Anmeldung. Auf der Suche nach einem anderen Yogakurs fiel mir ein Flyer in die Hände: „Kundalini Yoga“. Aha – Was ist da anders als beim Hatha Yoga? Die freundliche Stimme am Telefon erwiderte auf diese Frage hin: „Es ist energetischer“. Okay, „energetischer“ – was auch immer das bedeuten mag. Durch meine schon immer stark vorhandene subtile Wahrnehmung erlebte ich auch an meinem Arbeitsplatz auf der Intensivstation viele Situationen, die nicht mit dem gewöhnlichen menschlichen Verstand zu erklären sind. Ich erlebte Menschen, die bestimmte Erfahrungsebenen betreten hatten, die nicht jedem zugänglich sind und in die diese Menschen durch ihre kritische gesundheitliche Lebenssituation „hineingerutscht“ waren. Nicht selten standen sie kurz zuvor an der Schwelle des Todes und entschieden sich, doch noch ein bisschen auf der Erde zu bleiben. Neben medizinisch reflektorischen Tests und Untersuchungen, die eine geringe bis inaktive Hirnaktivität ergaben, gab es aber auch immer schon ganz andere Wege zu spüren, ob ein bestimmter Mensch noch wahrnimmt oder nicht. Letztendlich gab es für mich in diesen Fällen nie eine wirkliche Grenze. Also, energetischer hin oder her, was auch immer dies für jeden Einzelnen zu bedeuten hatte, für mich fühlte es sich interessant und anziehend an. Die erste Stunde im kleinen Kreis von 4 Teilnehmern war für mich noch etwas gewöhnungsbedürftig, als die Yogalehrerin die Stunde mit einem Mantra eröffnete. Sie erwähnte zuvor, dass wir zu Beginn jeder Stunde etwas singen würden, aber eine nähere Erklärung gab sie nicht. Ich ließ mich darauf ein und hatte das Gefühl, vielleicht versehentlich bei einer Sekte gelandet zu sein. Doch der Unterricht war sehr bereichernd, er bot so viel Abwechslung, Überraschung und Neues für mich, dass ich mich am liebsten sofort bei einer Ausbildung als Kundalini-Yogalehrerin anmelden wollte. Allerdings hätte ich mich nie getraut danach zu fragen, denn ich hatte ja gar keine Übung und überhaupt dachte ich, dass ich mich erstmal länger damit beschäftigen müsste, um diesen Anspruch überhaupt stellen zu dürfen. Jede Stunde hatte alle Komponenten die mein System hervorragend ansprachen. Es gab körperliche, sanfte und herausfordernde Übungen, es gab das Singen von Mantren, was ich zu lieben begann und immer eine wunderbare Abschlussentspannung. Die Meditationen erfüllten meinen Geist und meine Seelenaspekte.
Diese ganze Kombination war perfekt. Nach einigen Unterrichtsstunden kam meine Yogalehrerin auf mich zu und hielt mir mit den Worten „Ich glaube das ist etwas für dich“ einen Flyer unter die Nase–es war ein Flyer einer Kundalini Yogalehrerausbildung, welche gerade begonnen hatte. Ich fühlte mich magisch angezogen und landete direkt am nächsten Wochenende in einer Gruppe von wissbegierigen Gleichgesinnten.
Ab 2001 folgten viele verschiedene Aus- und Fortbildungen in Yoga und Meditation und ich hatte keine Ahnung, dass dies der Beginn einer lebenslangen Reise zum Ergründen des eigenen Seins war.
Mein Ausbilder der K.Y.L. Ausbildung Atma Singh erwähnte oft, wir müssten die Meditation erforschen. Ich verbrachte Stunden und Monate damit, Übungen und Meditationen zu studieren. Zeitweise schwanger, zeitweise mit Baby, zeitweise mit Kleinkind und schwanger, zeitweise mit Kindern. 40 Tage am Stück, 90 Tage am Stück, 120 Tage am Stück, 8 Monate am Stück, …
Yoga und Meditation begleiten mich nun seit über 20 Jahren und besonders in den Jahren der Sat Nam Rasayan Ausbildung bei Guru Dev Singh, dem Meister des Sat Nam Rasayan, konnte ich noch tiefer in diese Erfahrungsräume eintauchen. Ich erfuhr, wie wohltuend die Pflege des Geistes in der Stille sein kann.
Es gab viele Krisen, in welchen Yoga mein Anker war, dann kam eine Phase in meinem Leben, in der ich das Gefühl hatte, dass auch das eigene Praktizieren von Yoga und Meditation nicht mehr hilft. In dieser Zeit schwebte ich in einem Gefühl von völliger Boden- und Haltlosigkeit. Als meine Mutter plötzlich und unerwartet verstarb, fiel ich unvorbereitet in eine tiefe Trauer, gefolgt von der schwersten Krise in meiner Ehe und meinem ganzen inneren Wertesystem. Alles stand Kopf.
Ich nahm psychotherapeutische Hilfe in Anspruch, arbeitete mit Familienaufstellungen, Hypnose, etc. Es ging nur schleppend voran. Obwohl jede Stufe der therapeutischen Unterstützung notwendig war, bin ich der Meinung, dass eine bestimmte Sache mir wirklich am meisten geholfen hat, den Boden unter den Füßen wiederzufinden. Durch Sat Nam Rasayan-Behandlungen gelang mir wieder die Hingabe ins Sein, das Loslassen der Kontrolle und das Annehmen der Situation, die mir das Leben gerade bot, vor allem aber das Zulassen und Vertrauen in die Hilfe von außen. Danach öffnete sich wieder Tür für Tür und es kamen ganz andere, neue Wege zum Vorschein: Das Beschäftigen mit dem Thema Weiblichkeit, tantrische Biographiearbeit, Auseinandersetzung mit tibetischer, buddhistischer Meditation und das Erforschen der Archetypen der inneren Psyche. Zusammen mit meinem wunderbaren Mann erlebte ich noch nicht gekannte Erfahrungsebenen und tauchte in tiefe Bewusstseinsschichten ein.
Rückblickend würde ich sagen, dass das die Erfahrungen und Wege des Lebens sind. Vielleicht hat Yoga mich unterstützt –vielleicht wäre es auch so oder so so gekommen, wie es kam.
Es geht nicht darum, wie wir etwas verhindern können, es geht darum, wie wir mit diesen Situationen umgehen können –nicht selten stoßen wir bei wirklicher Annahme auf unsere tiefsten Schatten, Schmerzen und Sehnsüchte, auf unsere Essenz –dem göttlichen Funken, der in jedem schlummert und den es zu ergründen gilt.
In einem Sterbeseminar mit einem Dunkelretreat konnte ich eintauchen in einen vagen Vorgeschmack des Sterbens –eintauchen ins dunkle Nichts und mich der Konfrontation mit der Leere stellen, dem eigentlichen Sein, wenn nichts mehr wichtig zu sein scheint. Ich bin weg und doch noch da, ein solches Gefühl kam auf.
Meine erste eigentliche Erkenntnis daraus ist, dass es nicht von Bedeutung ist, wer ich bin, sondern was ich hier auf der Erde hinterlasse. Und eine zweite große Erkenntnis ist, das Leben zu feiern, es zu genießen und Freude zu haben, zu teilen und zu lieben nichts mehr zurückzuhalten, sondern aus vollem Herzen, aus der eigenen Wahrhaftigkeit und aus der Fülle heraus zu leben!
Es lohnt sich neugierig zu sein, zu suchen und zu finden, zu forschen und immer wieder Neues zu entdecken. Es hört nie auf. Es sind die kleinen Dinge im Alltag, die mit Freude bewundert werden wollen und die Dankbarkeit, die sich dabei einstellt.
Wenn man mich fragen würde, was ich gut kann, würde ich antworten: „Ich kann die Menschen gut in die Entspannung führen, damit sie ihre Essenz wahrnehmen können“. Es ist ganz einfach, in Entspannung, im Zustand der Stille – und „die Stille ist der größte Heiler“ (Guru Dev Singh) eröffnest Du Dir neue Türen und der Kosmos kann zu Dir sprechen. Dann begibst Du Dich auf den Pfad Deines Herzens.